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:: searchSongs - Sehnsuchtsmelodien des Netzes

Die searchSongs sind ein Projekt von Johannes Auer (Stuttgart) und AND-OR, Beat Suter, René Bauer (Zürich).

searchSongs interpretiert von Erik Borgir, 2008 (Ausschnitt)


:: zum Webinterface von "searchSongs!"


Suchmaschinen sind das populärste Werkzeug des Internets. Mit tausenden von Wörtern wird in jeder Sekunde nach Antworten gesucht. Die searchSongs greifen auf den Wortstrom der Livesuche von Fireball.de zu. Dieser Wortstrom kann als Ausdruck des kollektiven Begehrens, als die Sehnsuchtsmelodie des Netzes begriffen werden, gespielt von den zig Tausenden, die in jedem Augenblick via Suchmaschine versuchen, an das Begehrte zu gelangen. Diese Sehnsuchtsmelodie wird hörbar gemacht durch die searchSongs.

Wörter beinhalten spielbare Töne der Notenskala (c, d, e, f, g, a, h, c, fis, ces ...). Das Webinterface der searchSongs zeigt einerseits den Wortstrom der Livesuche an, andererseits läuft darunter eine Notenlinie, die spielbare Buchstaben in Noten umwandelt. Nicht spielbare Buchstaben definieren die Tonlänge.

Schon in der Antike verwendeten die Griechen eine Notenschrift aus Buchstaben für die Tonhöhe und markierten mit darüber geschriebenen Symbolen die Tondauer. Ein überliefertes Beispiel dafür ist das Seikilos-Epitaph aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Das bekannteste Beispiel eines als Buchstaben=Notation vertonten Wortes ist das B-A-C-H Motiv, das Johann Sebastian Bach mehrfach in seinen Kompositionen verwendete.


Die searchSongs beziehen sich darauf, akzentuieren die Buchstaben-Noten Korrelation jedoch konsequenter und konkreter. Außerdem wird dem Begriff der musikalischen Improvisation der Zufall als Generator gegenüber gestellt, den strengen Regeln der musikalischen Notation tritt der Algorithmus entgegen. Und so objektiviert sich letztlich die subjektive Suchmaschinenanfrage in der Melodie der searchSongs. Jedoch bewahren die searchSongs das persönliche Moment, indem sie dem Zuschauer/-hörer ermöglichen, zusätzlich eigene Worte interaktiv in den Wortstrom einzuschieben und mitzumusizieren.

Das Webinterface der searchSongs ist aber nur Mittel zum Zweck. Das Eigentliche entsteht, wenn die searchSongs in einer Performance aufgeführt werden. Wir haben das beispielsweise 2008 mit dem Cellisten Erik Borgir getan, der zum „menschlichen Interface“ wurde und in Echtzeit die Notenlinie spielte und (das ist wichtig) interpretierte.

Was so entsteht, ist ein höchst komplexes Geflecht der sprachlich-musikalischen Interaktion zwischen Mensch, Maschine und Netzkommunikation, zwischen Texteingabe, musikalischer Notation, Programmierung, Live-Interpretation und dem Wortstrom der Suchmaschinen Fragen.


Ausstellungen und Aufführungen: # 23.08. - 14.10.2007 Poeticum 07 Kassel, # 13.08. - 09.09.2007 FILE07 Sao Paolo, Brasilien # Kunstradio ORF, intraktive Radioaufführung am 13.04.2008 # 16.04.2008 interaktive Live-Aufführung mit dem Cellisten Erik Borgir im Stuttgarter Literaturhaus # FILE RIO 2008, Oi Futuro Cultural Cente, Rio de Janeiro, Brasilien # Weserburg - Museum für moderne Kunst, Bremen 26.04. bis 24.08.2008 # POESIS: Sprachspiele, poesiefestival, Literaturwerkstatt Berlin 27.06. bis 05.07.2009 # Museum Strauhof, Zürich 23.09. - 29.11.2009 # 23. Stuttgarter Filmwinter 2010 / H7 raumaufzeit 20.01. bis 24. 01.2010